Aktuelles09.09.2022

Krisensituation fordert die Fokussierung auf zentrale Aufgaben

Bis tief in den Abend tagte der Besigheimer Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung. Elf lange Tagesordnungspunkte wurden beackert und zur Abstimmung gebracht, obwohl rund ein Drittel der Räte ferienbedingt abwesend und die Mehrheitsverhältnisse dadurch stark verzerrt waren. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ließen sich davon jedoch nicht abhalten und verfolgten das Geschehen vor Ort.

Umspannwerk bei Ludwigsburg
© Daniel Christen

Die momentane Krisensituation fordert von den Kommunen ihren Tribut. Stadträtin Anne Posthoff betont die Verantwortung, welche den Städten und Gemeinden vor dem sich anbahnenden Winter zukommt: "In Ludwigsburg und Bietigheim werden bereits Turnhallen vorbereitet, um ukrainischen Kriegsopfern als Zuflucht und im Falle einer Energieknappheit zum Aufwärmen dienen zu können. Das ist Grundversorgung und nun unsere zentrale Aufgabe. Für Prestigeprojekte bleibt jetzt kein Platz." Im Zusammenhang mit den Planungen für den nördlichen Enzpark stellte das Kölner Architekturbüro umfangreiche Pläne vor: Neue Wege, einen Steg am Flussufer, eine Fußgängerbrücke, Boule - und Kneippanlagen. Insgesamt könnte der sogenannte Nordpark so zum Millionengrab werden.

Die aktuellen Entwicklungen bewegten den Gemeinderat jedoch zu deutlicher Zurückhaltung. "Wir müssen hier nun die Reißleine ziehen", so BMU-Fraktionschef Helmut Fischer. Zwar werden weitere Planungen an Brücke und Co. vorgenommen; auf die Vergabe von Aufträgen zum Bau wurde jedoch zu Gunsten der klammen Stadtkasse verzichtet. Einer kostengünstigen Aufwertung des Geländes um den alten Turnplatz steht das BMU nicht entgegen. Naherholung für die Bürgerinnen und Bürger bleibt ein wichtiges Ziel. Beispielsweise könnte das Ufer der Enz stellenweise von den verwilderten Sträuchern befreit werden, um so Zugang zum Wasser zu schaffen. Für diese Maßnahme braucht es weder Beton noch aufwändige Planungen.

Bedeutsam für die künftige Entwicklung Besigheims könnte das Areal des ehemals ansässigen Automobilzulieferers Fritz werden. Für das Gelände hat sich die Stadt nun mit einem Gemeinderatsbeschluss das Vorkaufsrecht gesichert. Zu erwarten ist, dass das Industriegelände in den nächsten Jahren völlig neu entwickelt wird. Die Pläne der Stadt sehen vor, dort über die Errichtung einer Anlage zur Erzeugung von Nahwärme nachzudenken. "Nah- und Fernwärme bietet das Potential, wirtschaftlich tragbar und zügig die fossilen Energieträger Öl und Gas aus den privaten Haushalten zu verbannen. Um die Wärmewende zu schaffen, ist das Engagement der Kommunen also unabdingbar", so Daniel Christen. Darüber hinaus wird sich zeigen, ob "Auf dem Kies" Gewerbe, Wohnbau oder moderne Mischformen ihren Platz finden. In jedem Falle ist eine Entwicklung im Ort liegender Brachflächen der Ausweisung weiterer Ackerflächen vorzuziehen.

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