Aktuelles10.07.2022

Klima-Zeitenwende nun auch in Besigheim?

Die Not ist groß, denn die Preise für Öl und Gas gehen durch die Decke. Ob die Nachfrage in den kommenden Monaten überhaupt noch gedeckt werden kann, ist unklar. Dabei hat Besigheim in den letzten 20 Jahren vor allem auf den vermeintlich billigen Rohstoff gesetzt. Die Energieversorgung der städtischen Gebäude und Anlagen ist fast vollkommen abhängig von Gas. Bleiben die Leitungen leer, droht es kühler zu werden in Amtsstuben und Klassenzimmern.

Blick vom Niederberg auf die Vogelinsel.
© Daniel Christen

„Mit der heutigen Sitzung beginnt auch in unserer Stadt endlich die Ära des Umdenkens“, verkündet Stadtrat Herbert Tröster in der Sitzung des Gemeinderats am vergangenen Dienstag. Denn als eigentlich der gewöhnliche Jahres-Energiebericht der Stadt präsentiert werden sollte, holt die Verwaltung diesmal deutlich weiter aus. Aus dem Energieberiecht soll ein Klimabericht werden. Zum ersten Mal wird ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit der Emissionsreduktion formuliert. Und der BMU-Vorschlag, einen vom Land geförderten Klimaschutzmanager einzustellen, wird vom Bürgermeister persönlich in die Debatte eingebracht. Nachdruck verlangen dem Ganzen die Worte des Vertreters der lokalen Initiative „klimaplan_besigheim“ Benjamin Tempel, der als kundiger Bürger zur Diskussion des Gremiums herangezogen wurde.

In den kommenden Jahren wird es darum gehen, den kompletten Energiebedarf der Stadt auf erneuerbare Träger umzustellen und jede erdenkliche Chance der Energieeinsparung zu nutzen. Die klimaplan-Aktivisten legten dazu bereits einen Handlungsleitfaden mit über 80 Vorschlägen vor. Als ersten Erfolg sieht man im BMU, dass die Gasheizung der Schwimmbecken im Freibad nun aus bleiben. Grund hierfür ist die aktuell heikle Lage beide en Gasreserven. Die meisten Klimaschutzmaßnahmen gehen jedoch nicht mit einem Komfortverlust der Bürgerschaft einher. „Ganz im Gegenteil: Wir schaffen bessere Luft, ein besseres Zusammenleben und machen uns unabhängig von den instabilen Weltmärkten“, ist sich Daniel Christen sicher. Bis spätestens 2040 sollen die Kommunen in Baden-Württemberg klimaneutral sein. In Besigheim gibt es daher viel zu investieren in Geothermie, Nahwärme, Sonne und Co. Skeptisch bleibt daher der BMU-Stadtrat Hansjörg Kollar: „Wenn wir mit dem Tempo weitermachen, hängen wir noch in 100 Jahren am Gashahn.“

Ein deutliches Zeichen sendete der Besigheimer Gemeinderat in der vergangenen Sitzung auch, als es um den Flächennutzungsplan ging. Die Zustimmung sollte eine reine Formsache werden, gegen die sich eine breite Mehrheit des Gremiums jedoch stellte. Insbesondere die Pläne der Gewerbeansiedlung in Walheim und Mundelsheim werden kritisch gesehen. „Für Besigheim heißt dies ein geringer Gewerbesteuer-Anteil bei voller Übernahme der Folgekosten von Wohnbau, KiTa, Schule und Verkehr“, so Sabine Weiler, die einen Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen bevorzugt. Aus Sicht des BMU zeigt sich, dass mittlerweile eine breite Mehrheit eine nachhaltige Entwicklung und den Verzicht auf weitere Zersiedelung bevorzugt.

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Buch erschienen - Unser Weg zur Klimaneutralität: Klimaschutz ist Krisenschutz. Er macht uns unabhängiger von Despoten, Preisschwankungen und schützt uns vor drohenden Extrem-Unwettern. Das Buch von klimaplan_besigheim soll dazu motivieren, realen und effizienten Klimaschutz zu betreiben. Es ist ein Leitfaden für alle, die in unserer Stadt aktiv fürs Klima werden wollen. Das Buch kann über diesen Link kostenlos heruntergeladen werden.

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