Bahnverkehr: Verlässlichkeit kehrt erst in zwei Jahren wieder zurück
Bei der regionalen Fahrplankonferenz diskutierten am vergangenen Montag (23. Oktober) Bahnunternehmen, Netzbetreiber und Fahrgastvertreter über die Weiterentwicklung des Schienenverkehrs in der Region. Aus Besigheim waren die Bürger Wolfgang Theiss und Daniel Christen mit dabei. Eins ist schon jetzt sicher: In den kommenden zwei Jahren brauchen die Pendler starke Nerven.
Bis der neue Tiefbahnhof in Stuttgart und damit auch der weltweit erste volldigitalisierte Bahnkonten im Dezember 2025 eingeweiht werden soll ist noch viel zu tun. Die Deutsche Bahn möchte bis dahin ihr gesamtes Netz in der Region auf Vordermann bringen. Mit dem Megaprojekt mutet man den Fahrgästen viel zu. Doch die Durststrecke soll sich lohnen: Denn wenn die teilweise bis zu hundert Jahre alten Schwellen, Weichen und Bauwerke erst einmal erneuert sind, gewinnt die Infrastruktur massiv an Zuverlässigkeit. Die beiden Besigheimer, die ehrenamtlich die Interessen der Bürger bei der Konferenz einbrachten, äußern sich wie folgt: „Die nächsten zwei Jahre werden eine Herausforderung für Bahnmitarbeiter und Fahrgäste. Dennoch sind sie wichtig für die Zukunft der Region. Das Kaputtsparen der Schiene hat vorerst ein Ende.“
Pendler nach Stuttgart müssen im Jahr 2024 starke Nerven beweisen. Die Bahn setzt auf Großbaustellen und Vollsperrungen. Bereits ab Januar wird die Strecke zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und Bad Cannstatt nicht mehr befahrbar sein. Kurz darauf folgt eine Generalsanierung der S-Bahn-Strecke zwischen Schwabstraße und Stuttgart-Vaihingen. Diese Vollsperrung wird auch die Besucher der Messe CMT und Reisende zum Flughafen betreffen. Ab März wird wegen Brückenbauarbeiten immer wieder kurzzeitig kein Zugverkehr zwischen Bietigheim und Stuttgart möglich sein. Aussagen über ein Ersatzkonzept konnten die Verantwortlichen auf Nachfrage Christens noch nicht treffen. Im Mai wird der Pragtunnel bei Feuerbach nachts generalsaniert. Im Oktober folgt eine Vollsperrung zwischen Marbach und Benningen mit ersatzweisen Buspendelverkehren.
Neben Arbeiten an den Strecken verlangt die digitale Umrüstung auch, dass alle Züge mit der neuen Sicherungstechnik ETCS ausgerüstet werden. Durch die langen Standzeiten in den Werkstätten, stehen dann nicht alle Züge den Eisenbahnbetreibern zur Verfügung. Bei allem Respekt für die enorme Leistung der Bahnmitarbeiter kritisieren Theiss und Christen, dass durch den Wettbewerb zwischen den einzelnen Betreibern die Fahrgäste vor ein Chaos aus Unklarheiten und Fehlinformationen gestellt werden: „Der Wettbewerb auf der Schiene sorgt dafür, dass der RE-Lokführer nicht kurzerhand im MEX einspringen kann, sich niemand um zuverlässige Fahrgastinformationen kümmert und die DB-Werkstatt in Stuttgart keine SWEG-Züge repariert. So wird das Gesamtsystem der Bahn destabilisiert zum Leidtragen der Pendler.“