Aktuelles28.12.2015

Radverkehr, Artenvielfalt, Gemeinschaftsschule - Das BMU-Archiv 2015

Das Bündnis Mensch und Umwelt ist in Besigheim seit vielen Jahren aktiv. Das haben wir zum Anlass genommen, die Berichte zur kommunalpolitischen Arbeit der vergangenen Jahre zusammenzutragen. Im Jahr 2015 widmeten wir uns der insektenfreundlichen Gestaltung von Grünflächen, sowie der Sicherheit im Radverkehr und einem zukunftsweisenden pädagogischen Konzept.

Herbstlaub auf Besigheims Straßen.
© Marion Stieger

05. März 2015

Beim jüngsten Treffen des Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) durfte Koordinatorin Birgit Schneider Bürgermeister Steffen Bühler begrüßen. Auf Einladung des Bündnisses erstattete er zunächst Bericht über das abgelaufene Haushaltsjahr und ging auf die Eckpunkte des laufenden Haushalts ein. Wichtig war ihm dabei die Feststellung, dass im Jahr 2014 zahlreiche Vorhaben verwirklicht und angegangen wurden, ohne neue Schulden aufzunehmen. Diese Linie werde in diesem Jahr fortgesetzt, und er hoffe, dass es nicht zu notwendigen außerplanmäßigen Ausgaben komme. Auf großes Interesse stießen die Pläne zur Umgestaltung des Enzplatzes und des Enzufers zu einem Naherholungspark. Auf Nachfrage erklärte Bühler, dass eine Projektgruppe derzeit die Vorgaben erarbeite, mit denen man in eine an Planungsbüros gerichtete Ausschreibung gehe. Noch keine Vorfestlegungen gäbe es für die Standortwahl der neu zu schaffenden Parkierungsmöglichkeiten. Die Neugestaltung solle nicht nur dem Tourismus, sondern allen Besigheimer Bürgern zu Gute kommen und es werde hierzu eine Bürgerbeteiligung geben. Es lägen sehr attraktive Gestaltungsvorschläge auf dem Tisch, sagte der Schultes, nicht ohne das Projekt einer Kabinenbahn zu bewerben, wobei er allerdings in eher skeptische Mienen blicken musste.

Bezüglich der Unterbringung des wertvollen Stadtarchivs hoffe man auf Sanierungszuschüsse, die eine Realisierung der Pläne für die Nutzung des Gebäudes Bühl 32 ermöglichten. Nachgefragt wurde der Beginn der Bebauung des Neubaugebietes Bülzen-Ost. Demnächst erfolge der Spatenstich zur Erschließung und mit der eigentlichen Bebauung sei ab Sommer 2016 zu rechnen, so der Bürgermeister.

Was die Fahrradboxen am Bahnhof angehe, so stehe die Förderzusage des Landes noch aus. Man habe Platz für maximal 24 Boxen. Entsprechender Bedarf zeichne sich ab; über den Mietpreis müsse noch beraten werden, wenn die Kostenkalkulation vorliege.

Neben eher technischen Fragen, wie zum Umbau des Schwimmerbeckens im Freibad, dem Stand der Planung zur Sanierung der Neckarbrücke und der Erneuerung des Belages der Kirchstraße wurde auch die Asylproblematik angesprochen. Derzeit hätten 16 Flüchtlinge in der Stadt Aufnahme gefunden, bis zum Jahresende würden es 35 sein. Noch habe man Platz diese unterzubringen, wenn aber die Zuweisungen in diesem Maße weitergingen, müsse man 2017 Unterkünfte bauen, prognostizierte Steffen Bühler. Wichtig seien aber nicht nur eine würdige Unterbringung, sondern auch Betreuungsmaßnahmen, wie insbesondere Sprachkurse. Hier sei erfreulicherweise großes ehrenamtliches Engagement Besigheimer Bürgerinnen und Bürger festzustellen.

22. Juli 2015

Neben den obligatorischen Berichten aus der Arbeit des Gemeinderats, die auf ungebrochenes Interesse stießen, widmeten sich die BMU-Aktiven beim jüngsten Treffen auch den klassischen Themen Naturschutz und soziale Gerechtigkeit. Aktueller Aufhänger für die Diskussion möglicher Naturschutzmaßnahmen waren die unabhängig voneinander an das BMU ergangenen Hinweise gleich zweier besorgter Bürger, die festgestellt haben, dass es derzeit in der Natur so gut wie keine Blütenpflanzen gibt, was insbesondere für Hummeln, Wild- und Honigbienen zu lebensbedrohlichen Situationen führt. Der zu beobachtende Rückgang zahlreicher Arten dieser Spezies werde nicht ohne Folgen für die Fruchtbarkeit unserer Nutzpflanzen und damit unserer elementaren Nahrungsgrundlagen bleiben, waren sich die Gesprächsteilnehmer sicher. Gegenmaßnahmen könnten darin bestehen, dass die Wiesen später gemäht werden und dass bei Neupflanzungen von Zierstauden und Gehölzen darauf geachtet wird, dass Arten gewählt werden, die zu unterschiedlichen Zeiten – insbesondere in der späteren Sommerzeit – blühen. Auch das gezielte Anlegen von Blumenwiesen müsse in den Fokus rücken. Das BMU will hier aktiv werden und mit den Naturschutzorganisationen aber auch der Stadtverwaltung nach Lösungen suchen. So könne auch die Neugestaltung des Enzufers hier eine Chance bieten, die nicht vertan werden dürfe.

Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur ein lokales Thema, sondern noch viel mehr ein weltweites. Diese, beim BMU nicht neue Erkenntnis stand bei der Mitteilung im Raum, dass nunmehr die Gemeinde Flein von der Organisation „TransFair“ als 146. Kommune in Deutschland das Prädikat „Fairtrade-Gemeinde“ erhalten und damit ein Alleinstellungsmerkmal in der Region Heilbronn-Franken aufzuweisen hat. Voraussetzung für diese Auszeichnung ist die Erfüllung verschiedener Kriterien, die beispielsweise darauf abzielen, dass fair gehandelte Produkte in den örtlichen Geschäften und Betrieben angeboten werden. Auch in den Lehrplänen der Schulen und den Aktivitäten der Kirchengemeinden sollte sich dieses Bemühen abbilden. Besigheim sei hier schon weit, war die Feststellung. So habe der Gemeinderat schon vor Jahren den Beschluss gefasst, das städtische Beschaffungswesen an den Kriterien des fairen Handels auszurichten, wofür es eine Dienstanweisung gebe. Somit müsste es auch zu schaffen sein, die Kriterien der gemeinnützigen Organisation „TransFair“ zu erfüllen, heißt es in der Mitteilung. Viel versprechende Ansätze gebe es bereits. Entscheidend sei jedoch das Bewusstsein der Verbraucher, die bei ihren Einkäufen darauf achten, Produkte aus fairem Handel zu bevorzugen. Das BMU wird sich bemühen, die diversen Bemühungen zu koordinieren und für Besigheim die Auszeichnung „Fairtrade-Gemeinde“ zu erlangen. Zu einem Alleinstellungsmerkmal im Landkreis wird dies jedoch nicht werden können, denn die Nachbarkommune Bietigheim-Bissingen war schneller und trägt diesen Titel bereits.

14. September 2015

Das Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) führte am vergangenen Samstag im Rahmen der Besigheimer Sommerferienaktion eine Veranstaltung rund um die Honigbiene durch. Den anwesenden Kindern erklärten Dorothea und Thomas Pulli allerlei Wissenswertes über das abenteuerliche Leben der Bienen und ihren ökologischen Nutzen für Mensch und Umwelt. So erfuhren die sehr interessierten Teilnehmer, dass eine Sommerbiene während ihres nur ca. 40-tägigen Lebens verschiedene Aufgaben wie Waben putzen, Brutpflege, Wabenbau, Honigbereitung, Bienenstock bewachen und dann erst das Sammeln von Nektar und Pollen erfüllt. Auch waren die Kinder erstaunt zu erfahren, dass die Bienen beim Sammeln bis zu ca. 30 km/h schnell fliegen können und sich bis zu zwei Kilometer vom Bienenstock entfernen. Damit der Imker oder die Imkerin 500 g Honig ernten kann, müssen die Bienen eines Volkes eine Strecke zurück legen, die dem dreifachen Erdumfang entspricht. Bei den Sammelflügen erbringen diese Insekten die enorm wichtige Bestäubungsleistung. Anhand einer Tafel erklärte Dorothea Pulli, dass die Ernteerträge ohne die Bestäubung der Bienen enorm schrumpfen würden. So würde z.B. der Ernteertrag ohne den Beitrag der Honigbienen bei Äpfeln und Kirschen um jeweils über 60 Prozent und bei Birnen um über 85 Prozent zurückgehen. An einem Schaukasten konnten die Kinder die Königin mit ihren Arbeiterinnen sicher hinter Glas beobachten. Es wurde dann auch das Rätsel gelöst, warum sie in heller Kleidung kommen sollten. Ein Mensch in dunkler Kleidung bedeutet für eine Biene "Bär" und der Bär ist instinktiv der natürliche Feind der Bienen, da er gerne deren Honig schleckt.

Zum Abschluss durften alle Kinder verschiedene Honigsorten probieren und auch jeweils noch eine Papierbiene zur Erinnerung selber basteln.

30. Oktober 2015

Zu einem Lokaltermin traf sich jüngst das Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) in der Friedrich-Schelling-Schule, um sich darüber zu informieren, wie sich der Schulbetrieb nach nunmehr einem Jahr Gemeinschaftsschule (GMS) entwickelt hat. Auch bestand großes Interesse daran – am Beispiel dieser Schule – zu erfahren, nach welchen pädagogischen Konzepten eine GMS arbeitet.

Schulleiterin Renate Opiolla wählte für ihre Erläuterungen – getreu den neuen Unterrichtsformen – nicht den „Frontalunterricht“, sondern führte die Besucher durch die drei Schulgebäude. Hierbei konnte sie nicht nur die Grundprinzipien und die Arbeitsweise an ihrer Schule anschaulich erklären, sondern auch die räumlichen und personellen Engpässe ansprechen.

Die Gemeinschaftsschule ist die Alternative zum drei- bzw. mehrgliedrigen Schulsystem bisheriger Art. Ihrem Charakter nach bietet sie alle Schulabschlüsse an. Die Kinder und Jugendlichen werden individuell in unterschiedlichen Leistungsniveaus gemeinsam unterrichtet. Dabei kann ein Kind in verschiedenen Fächern, entsprechend seiner Stärken, auf unterschiedlichen Niveaus arbeiten.

Die Schlüsselwörter seien Teamarbeit und selbstständiges Lernen. Das neue pädagogische Konzept werde konsequent ab der fünften Klasse umgesetzt, greife jedoch ansatzweise derzeit bereits ab der zweiten Grundschulklasse. Ziel der Gemeinschaftsschule sei es, jeden Schulabschluss anbieten zu können, eingedenk dessen habe man derzeit bereits einige Schüler gymnasialer Schulempfehlung. Für den Unterricht – besser die Lernbegleitung – würden auch Gymnasiallehrer eingesetzt. Die vielfältigen Möglichkeiten zu dem gewünschten Schulabschluss zu kommen, haben sich offenbar herumgesprochen, denn die Schulleiterin konnte auf deutlich ansteigende Schülerzahlen verweisen.

Zusammengefasst bestehe der Unterschied zu den herkömmlichen Schularten darin, dass das Lernen in heterogen zusammengesetzten Lerngruppen stattfinde. Es gebe keine numerischen Schulnoten, kein Sitzenbleiben und auch keine Hausaufgaben mehr. Frau Opiolla widersprach dem Vorurteil, dass mangels Notengebung für die Eltern die Transparenz verloren gehe. Es werde ein Unterrichtsbegleitheft geführt, das von den Eltern wöchentlich zur Kenntnis zu nehmen und zu unterzeichnen ist.

Nach ausgiebiger Diskussion, in der auch den Themen Inklusion, Integration und Gemeinschaftsverpflegung Raum gegeben wurde, gelangten die BMU-Mitglieder ganz überwiegend zu der Überzeugung, dass das pädagogische Gesamtkonzept dieser neuen Schulart passgenau auf unsere gesellschaftlichen Veränderungen zugeschnitten ist und den ganz individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen der Kinder und Jugendlichen sehr viel mehr gerecht wird, als das was man seither unter „Schule“ verstehen musste.

21. Dezember 2015

Auf der Tagesordnung des jüngsten Treffens der BMU-Basis stand zunächst der obligatorische Bericht über die aktuellen Gemeinderatsthemen. Besonderes Interesse fanden die Hochbauplanungen für die konzeptionelle Neuausrichtung des Robert-Breuning-Stifts und der Umbau der ehemaligen Gaststätte Krone zu einem Verwaltungsgebäude des Landratsamtes Ludwigsburg. Das Weg weisende Konzept der Evangelischen Heimstiftung, das zum einen eine optimale Versorgung von jüngeren schwerstpflegebedürftigen Menschen ermöglichen wird und zum anderen mit dem Neubau von betreuten Seniorenwohnungen der steigenden Nachfrage Rechnung trägt, rechtfertige eine zusätzliche Bebauung des Pflegeheimareals im Bülzen, darin waren sich die Anwesenden einig. Einer Verknappung des Parkraumes im Umfeld der Anlage müsse allerdings entgegengewirkt werden.

Zu den Planungen für die Außenstellen des Jobcenters und der Kfz-Zulassungsstelle auf dem Anwesen der Gaststätte Krone, bedauerte der vortragende Fraktionsvorsitzende Helmut Fischer, dass die ursprünglich vorgesehene Holzpellets-Heizungsanlage aus Kostengründen zu Gunsten einer Gasheizung verworfen worden ist. Dies gehe nicht mit den Vereinbarungen der Pariser Klimakonferenz zusammen. Dort sei das Ziel einer Dekarbonisierung – Abschied von fossilen Brennstoffen – definiert worden und eine öffentliche Einrichtung müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Die BMU-Fraktion habe eingebracht, diese Entscheidung nochmals auf den Prüfstand zu nehmen.

Im Mittelpunkt des Abends stand eine Präsentation von Thomas Pulli, der sich bereits seit Jahren mit der Besigheimer Fahrradinfrastruktur befasst. Bezüglich fehlender oder unzureichender Markierungen und Kennzeichnungen der hiesigen Radwege lieferte er zahlreiche Beispiele von verbesserungswürdigen, teilweise gefährlichen Situationen. Er zeigte vergleichbare Situationen in anderen Kreisgemeinden und die dortigen Abhilfemaßnahmen auf. Pulli erwies sich hierbei auch als ein Kenner der verkehrsrechtlichen Gegebenheiten, die mancher schnellen Lösung im Wege stehen. Ein weiteres Thema war das Parken und Laden von (Elektro-)Fahrrädern, dem sich auch Besigheim in zunehmendem Maße stellen muss. Bei jeglichen Planungen im Sinne einer fahrradfreundlichen Stadt, seien sowohl die Bedürfnisse von Berufspendlern, Schülern und Touristen zu berücksichtigen. Auch mit dem Landratsamt stehe er wegen des von dort geplanten überörtlichen Radverkehrskonzeptes im Austausch.

Pullis detaillierte Analyse beeindruckte die Teilnehmer und man war sich einig darüber, dass jetzt eine weitere Etappe der Realisierung einzelner Maßnahmen erfolgen müsse. Hierzu sollen die Ergebnisse anderer Analysen – so des Lokale- Agenda-Arbeitskreises Umwelt und Wirtschaft, des Radsportvereins und der Stadtverwaltung – zusammengefasst, bzw. koordiniert werden. Dies erfordere als nächsten Schritt einen diesbezüglichen Meinungsaustausch um den er sich jetzt bemühen wolle.

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